Perspektivenwechsel Lockpicking

Wenig hat so nachhaltig meine Perspektive auf die Welt verändert, wie zu wissen wie einfach man Schlösser öffnen könnte, wenn man wollte.

Im Job hat man mich öfter gefragt ob ich ein Schloss öffnen könnte… Mitarbeiterspinde, Büroschränke, … die Anfragen kamen von der Haustechnik, Abteilungsleitungen, dem Direktor… geöffnet habe ich am Ende alles, und das in recht kurzer Zeit.

Hab ein paar Workshops veranstaltet, die allesamt weit über die geplante Dauer hinaus gingen.

Das ganze verändert dramatisch den Blickpunkt auf die Welt… man guckt sich unwillkürlich Schlüsselbunde von anderen Leuten an, und ein Teil denkt sich "Das kriege ich auf jeden Fall… "… wenn einem jemand erzählt „Ich kann mir nicht erklären wie da was aus dem Lager gestohlen werden konnte, die Tür war immer abgeschlossen“, und man denkt sich dass das erstmal kein Hindernis darstellt.

Man lernt verschiedene Schlösser und Schließsysteme kennen, beschäftigt sich auch mit Methoden Schlösser zu öffnen „ohne“ auf Lockpicks zurückgreifen zu müssen. Mal hat mich der Vermieter gebeten Schlösser zu öffnen, mal der Direktor der Firma, mal die Technische Abteilung, mal Freunde die sich ausgesperrt haben…

Aus naheliegenden Gründen hab ich dann halt eigentlich immer irgendwo am Körper ein Lockpick-Set dabei… warte noch darauf ob mich mal jemand kontrolliert, und ich das dann erklären muss. (Das mittragen von solchen ist in Deutschland per se erstmal kein Problem).
Und, habt ihr das Thema schon für euch entdeckt? Habt ihr es JETZT für euch entdeckt? :wink:

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Lockpick Übungs-Set steh auch auf der Liste der Dinge die ich mir schon lange mal zulegen wolllte… sollte ich endlich mal machen :sweat_smile:

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Solltest du wirklich :slight_smile:

Man kann anderen ja immer nur schwer beschreiben welchen Unterschied ein Umstand in der Perspektive macht, aber als mich mal ein Krankenhausdirektor auf Diebstähle aus einem Warenautomaten aufmerksam machte, und anfing zu erzählen wie raffiniert sie vorgegangen sind um rauszufinden wer wann Zugriff auf den Schlüssel hatte… konnte ich ihm zeigen dass man für diese Art Schloss mit einem Feuerzeug und der Plastikkappe von einem Filzstift in 10 Sekunden einen Schlüssel nachgemacht hat. Verschlusskappe anschmelzen, ins Schloss pressen, auskühlen lassen, umdrehen, fertig.

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Wir hatten beim Podstock ein Segment im Workshow „Schlösser öffnen ohne Lockpicks“, und das ist halt auch Augenöffnend. In der freien Wildbahn wird außerhalb von Filmen und Serien halt niemand anfangen mit Lockpicks rumzuhantieren… das ist wirklich eher Hobby als alles andere. Aber es gibt so viele Dinge, mit denen man ein Schloss dann doch öffnet… schneller und zuverlässiger.

Vor Jahren mal entdeckte ich dass eine gebrechliche Bewohnerin des Hauses zwei Tage lang ihre Zeitungen nicht mehr von der Fussmatte wegnahm… geklopft, und man konnte von innen leise HILFE-Rufe hören.

Feuerwehr gerufen, die mich dann auch so zuparkte dass ich nicht wegfahren konnte, und ich saß dann einen Treppenabsatz über dem Geschehen während die auf die Polizei warteten um das OK zu bekommen die Tür zu öffnen.

Die ganze Zeit waren Lockpicks in meiner Tasche… aber zum einen war Hilfe ja schon vor Ort, zum anderen hatte ich auch wenig Bock auf eventuelle rechtliche Diskussionen (nicht mein Schloss, rühre ich also ohne Erlaubnis der Eigentümer nicht an).

(Der guten Frau ging es am Ende übrigens so weit gut, kam nur nicht mehr aus der Badewanne hoch.)

Ich kann mittlerweile keine Standortbegehung beim Kunden mehr machen, ohne dass ich mir unwillkürlich die Schlüssel ansehe… beim letzten internen Audit kamen in der Pause einige zum plaudern auf mich zu, und ich hab dann mal meine Tasche aufgemacht, und sie haben ne halbe Stunde lang mit Lockpicks und Übungsschloss verbracht.

Wenn sowas am Ende dazu führt, dass ein Kunde merkt dass sein Schließsystem nicht mehr zeitgemäß ist, dann nehme ich das gerne als Erfolg mit.

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Hast du zufällig eine Empfehlung für ein Übungsset?

Mein erstes Set, und das, dass ich bis heute am liebsten verwende, kam von SSDeV | Sportsfreunde der Sperrtechnik – Deutschland e.V. aber ich hab seitdem diverse Sets probiert und würde Neuinteressierten empfehlen sich ein billiges amazon Set zu holen

So ein transparentes Schloss macht am Anfang vieles einfacher, wenn man sich noch unsicher ist ob man alles richtig hält, ob man zu feste oder zu sanft Druck ausübt… das einzige worauf ich achten würde ist dass die Spanner so einen Formfaktor haben
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Ansonsten kann man mit Schleifpapier viel aus schlechter Qualität machen… ich hatte auch mal angefangen ein Video zu erstellen, mit Mikroskop auf den Pins und sensibel eingestelltem Mikrofon um zu „hören“ was passiert :wink:

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Sieht doch schon mal ganz gut aus, jetzt heißt es üben, üben, üben^^

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Glückwunsch und viel Spaß damit :slight_smile:

Bei der Workshop Week vom IT-Sicherheitscluster letztes Jahr kam es auch zu einigen Spontankäufen von Lockpicks in der Teilnehmerschaft.

Der Referent hatte uns da Bildmaterial vom Standort einer Firma auswerten lassen, und wir haben uns über mögliche Einstiegspunkte unterhalten, und wie man das wohl bewerkstelligen würde.

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