Ich weiß nicht wie es euch geht, aber die meisten mit denen ich zu tun habe werden weder jüngst noch sind sie unsterblich. Und so habe ich mich mit der Frage „Was ist wenn XY stirbt?“, und „Was ist, wenn ich sterbe?“ halt im Leben schon auseinandergesetzt - die langen Jahre im Krankenhaus haben mich gelehrt, dass das Leben manchmal nicht viel auf unsere Pläne gibt.
Also privat gehöre ich mit der Summe meiner Sicherheitsbemühungen nicht zu den niedrig hängenden Früchten - überall sichere Zugangsdaten, kein Passwort Reuse, 2FA-Authentifizierung wo möglich, betreibe weitgehend meine eigene Infrastruktur und kümmere mich selbst um Schlüsselaustausch und Zertifikate.
Passwortmanager? Klar… aber um erstmal an meinen Container zu kommen, braucht man ein Passwort für die Festplattenverschlüsselung, den Login für das verschlüsselte HOME-Verzeichnis, darin ein Cryptomator FUSE-Wrapper, der ein lokal verschlüsseltes Laufwerk managt, dies synchronisiert mit einer von mir betriebenen Nextcloud, die ich natürlich auch dichtgenagelt habe.
Und das Passwort für den Container ist über 32 Zeichen lang, gesichert mit einem HOTP-Token, dessen Seed auch von mir vergeben wurde.
Langer Rede kurzer Sinn - da muss sich jemand schon ECHT WEIT strecken, um an meinen Passwortmanager zu kommen, wenn ich nicht hilfreich zur Seite stehe.
Und als alter Hacker ist mir halt auch in Fleisch und Blut übergegangen - das einzig sichere Passwort, ist eines dass man niemandem mitteilt.
Das ist alles prima und gut für den Fall dass man abwehren will, aber wie sieht das eigentlich aus, wenn ein Notfall eintritt und mein Partner dann wirklich mal auf den Kram zugreifen muss… wo hab ich welche Konten, welche Verträge, welche Kontakte… alles wegverschlüsselt.
Im Freundeskreis ist der Fall jetzt eingetreten - Todesfall, Hinterbliebenen blicken auf ein digitales Erbe… Rechner… Smartphone… und kommen nicht mehr dran. Vielleicht geht es um Fotos, vielleicht aber auch um Dinge von materiellem Wert. Vielleicht geht es um Social Media Kanäle, wo man die Info bekanntgeben will - vielleicht geht es auch einfach nur darum dass man nicht ständig von Facebook daran erinnert wird dass der Verstorbene heute Geburtstag hat.
Also sollte ich mal das zeitliche segnen, dann könnt ihr allesamt vergessen an meine Daten zu kommen. Keine Passwortliste, kein Cracking-Versuch oder hoffen auf Unaufmerksamkeit oder im Browser gespeicherte Credentials hilft euch da weiter. Andere Leute bekennen ihre ewige Verbindung vor dem Traualtar - ich und mein Mann haben vor ein paar Jahren zeremoniell die Zugangsdaten für Passwortmanager in den Passwortmanager des anderen geschrieben. Für den Notfall. Ein Schritt, zu dem ich mich vorher noch nie mit einem anderen Menschen entschließen konnte - aber hier sorgt es nicht für innere Unruhe, weil ich weiss dass er dieselben hohen Anforderungen an seine Sicherheit hat, wie ich.
Mit den Daten in meinem Passwortmanager kommt man auch auf alle Backups, manche hier im Haus, viele außer Haus… selbst wenn hier alles abbrennen sollte, kann ich meine wichtigen Daten wieder rekonstruieren… das ist sicher in der Welt verteilt wie ein digitales Eichhörnchen.
Seelenfrieden dank Verschlüsselung
In der allergrößten Not trage ich einen Dog Tag mit mir, darauf alphanumerische Angaben die mir, und nur mir, reichen würden um alles wiederzufinden.
Wie schaut es denn bei euch so aus? Ich bin da in Gedanken jetzt gar nicht bei betrieblicher Sicherheit, und was zu tun ist wenn „institutionelles Wissen“ unerlaubterweise die Welt der Lebenden verlässt - auch wenn die Gedanken zum privaten, digitalen Nachlass absolut artverwandt zu diesen Überlegungen sein sollten, wenn sie gut sind.
Die Verbraucherzentrale hat übrigens ein paar Tipps wie man sich darauf vorbereiten kann. Da geht es auch vielfach um die Frage wie man die Service Provider dazu bringen kann Zugriff auf die Daten von Verstorbenen zu bekommen… vielleicht ist das ein Thema dass euch mehr betrifft als mich… ich weiss dass ich da in einer besonderen Situation bin weil mein digitaler Fussabdruck vergleichsweise gering ist, und ich einfach keine Konten bei vielen Datenkraken pflege.
Ich weiss übrigens nicht wie der Fall im Freundeskreis ausgegangen ist - ich konnte aus der Ferne ein paar Tipps geben wie man Sachen rekonstruieren oder umgehen kann, aber die sind allesamt ein bisschen davon abhängig wie der Verstorbene seinen Kram eingerichtet hatte.
Und wie ist das bei euch? Habt ihr euch mit dem Thema beschäftigt? Habt ihr die Gespräche mit Kindern oder Eltern geführt?